Marco Cavallaro hat kürzlich seine Dissertation über Forschungsförderungsprogramme an der USI in Lugano abgeschlossen. Er ist Mitglied der Jungen Akademie Schweiz. | Illustration: Stefan Vecsey

Nach der Brexit-Abstimmung im Jahr 2016, mitten in einem Klima der Unsicherheit an den britischen Universitäten, war ich Co-Autor eines Artikels über die Auswirkungen dieses Ereignisses auf die Teilnahme an den europäischen Forschungsprogrammen. Ich war davon überzeugt, dass dies von öffentlichem Interesse war, und suchte nach Möglich­keiten, meine Ergebnisse einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Ich kontaktierte deswegen etwa ein Dutzend Personen.

Nur zwei Blogger antworteten. Einer davon arbeitete am Higher Education Policy Institute, an einem britischen Thinktank, der in der Hochschulpolitik ziemlich einflussreich ist. Mein Beitrag auf dieser Plattform erregte die Aufmerksamkeit eines Journalisten von BBC Radio 4, der mich noch am selben Tag für ein Interview kontaktierte. Das war eine traumhafte Gelegenheit, meine Forschung bekannt zu machen, und gleichzeitig für mich als ziemlich introvertierten Menschen eine enorme Herausforderung.

«Es braucht eine proaktive Haltung. Selten oder nie macht jemand anderes den ersten Schritt.»

Ich habe die Hürde gemeistert, wenn auch weniger wegen meines Redetalents oder der Musikalität meines Stotterns als durch den Zusammenschnitt, der wahre Wunder wirkte. Danach wiederum wurde ich von Universities UK kontaktiert, einer Interessengruppe, die sich über die Auswirkungen der Forschungsergebnisse austauschen wollte, sowie von zwei Forschenden, die über Möglichkeiten der Zusammen­arbeit diskutieren wollten.

Ich ziehe drei Fazits aus dieser erfreulichen Erfahrung: Erstens kann ein Blog Türen zu einem breiten Publikum öffnen. Unzählige Plattformen sind ständig auf der Suche nach Inhalten. Warum sollten wir Forschende diese nicht nutzen? Zweitens: Es braucht eine proaktive Haltung, wenn wir den vielzitierten Elfenbeinturm verlassen wollen. Selten oder nie macht jemand anderes den ersten Schritt. Beim ersten Kontakt sollten wir die Sensibilität und die Interessen des Publikums berücksichtigen. Und schliesslich zeigte mir meine Erfahrung mit dem Radio, dass Forschende in der Zusammenarbeit mit Medien geschult werden müssen. Ich empfehle Forschenden jeden Alters eine entsprechende Weiter­bildung. Die öffentlichen Debatten können davon nur profitieren!