Mit Gammastrahlen gegen das Zittern
Bildgebungsverfahren sagen vorher, welche Patienten von einer Strahlentherapie profitieren.
Ein Patient, der unter essenziellem Tremor leidet, hat Mühe, einen Gegenstand zu halten: Das Zittern stört seine willentlichen Bewegungen. Ein radiochirurgischer Eingriff mit dem «Gamma Knife» ist eine mögliche Behandlung: Hochenergetische Gammastrahlen werden dabei auf einen tiefen Bereich des Gehirns im motorischen Thalamus gelenkt.
Die Hälfte der Patienten spricht gut auf diese Behandlung an: Das Zittern wird auf die Hälfte reduziert. Noch wird diese Therapie nicht gut verstanden. In einem ersten Schritt wird nun das Gehirn geheilter Patienten untersucht.
«Wir haben die Dichte der grauen Substanz von 38 Patienten vor und nach der Radiochirurgie mit struktureller Magnetresonanztomografie (MRI) verglichen», erklärt Constantin Tuleasca vom Gamma-Knife-Zentrum des Universitätsspitals Lausanne und Erstautor der Studie, die zusammen mit der EPFL und dem Centre hospitalier de la Timone in Marseille durchgeführt wurde. «Dabei beobachteten wir eine Korrelation zwischen der Verbesserung des Zitterns und der Veränderung eines am Sehvorgang beteiligten Hirnareals.»
Dieser Zusammenhang konnte bestätigt werden: Bei 52 weiteren Patienten liess sich der Erfolg der Behandlung auf Basis der MRI-Bilder vorhersagen. «Das Ergebnis war umso besser, je höher die Dichte der grauen Substanz in diesem Hirnbereich vor dem Eingriff war», erklärt der Forscher. Die Rolle dieses Areals, das mit der Radiochirurgie nicht behandelt wird, muss noch geklärt werden. Nun laufen Untersuchungen mit anderen MRI-Methoden, mit denen der Zusammenhang zwischen der Aktivität des Thalamus und jener dieses Sehrindenareals geprüft wird. «Dann könnte entschieden werden, ob auch dieses Areal anvisiert werden sollte, um das Behandlungsergebnis zu optimieren», erklärt Tuleasca.
Aurélie Coulon