Pest: Tödliche Mutation schon in der Bronzezeit
Der schwarze Tod ist älter als gedacht. Forschende haben die tödlichen Pest-Erreger in zwei Skeletten aus der Bronzezeit entdeckt.
Yersinia pestis hat in der Geschichte der Menschheit viel Unheil angerichtet. Im 14. Jahrhundert starb rund ein Drittel der Bevölkerung Europas am schwarzen Tod. Bisher ging man davon aus, dass das Pestbakterium seine Fähigkeit, auf den Menschen überzuspringen, vor rund 2800 Jahren erworben hatte. Eine neue Studie, an der auch die Universität Zürich beteiligt war, zeigt nun jedoch, dass sich Menschen schon vor 3800 Jahren mit dem Beulenpesterreger anstecken konnten.
Ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena untersuchte für die Studie Proben zweier Skelette aus der Bronzezeit, die man in der Region Samara in Russland gefunden hatte. Die beiden Toten lagen gemeinsam im Grab und trugen beide den Beulenpesterreger in sich. Die Forschenden rekonstruierten das Erbgut des Bakteriums und entdeckten ein Stück DNA, das die Übertragung der Pest durch Flöhe ermöglicht.
Dass die Pesterreger schon in der frühen Bronzezeit auftraten, ist bekannt. Man ging aber bisher davon aus, dass sie damals noch nicht durch Flöhe übertragbar waren. Erst diese vermutlich zufällige Mutation machte den Erreger für den Menschen so gefährlich. «Das rekonstruierte Genom haben wir mit bereits bekannten Proben verglichen, um herauszufinden wo es im phylogenetischen Baum liegt», erklärt Mathematikerin Denise Kühnert, die an der Universität Zürich forschte und an der Studie beteiligt war. Die in der DNA der Bakterien von Samara entdeckte Mutation gab dem virulenten Erreger einen evolutionären Vorteil gegenüber anderen Formen, die nicht von Flöhen auf Menschen und Säugetiere springen konnten. Die tödliche Variante setzte sich besser durch und führte zu den bekannten verheerenden Epidemien.