Estefania Cuero, Doktorandin der Kultur- und Sozialwissenschaften an der Universität Luzern, ist im Vorstand der neu gegründeten Jungen Akademie Schweiz engagiert. | Foto: zVg

Im Frühsommer wurde Estefania Cuero ins Präsidium und zur Sprecherin der Jungen Akademie Schweiz gewählt. Die neu gegründete Plattform vernetzt und fördert junge Forschende.

Estefania Cuero, warum braucht es die Junge Akademie Schweiz?

Sie ergänzt Institutionen und Fachstellen, die sich dafür einsetzen, dass die Nachwuchsforschenden gute Rahmenbedingungen haben. Wer in einer Hierarchie in einem Abhängigkeitsverhältnis steht, kann nicht einfach sagen, dass sie sich bessere Verhältnisse wünscht. Wir aber sind unabhängig. Ausserdem wollen wir zeigen, dass Inter- und Transdisziplinarität etwas Positives sind.

«Bei Nachwuchsforschenden wird oft darauf gepocht, dass sie in einem Fach exzellent sein müssen.»

Warum?

Ich selbst habe bei Projektanträgen schon die Rückmeldung erhalten, es seien zu viele Fachbereiche involviert. Bei Nachwuchsforschenden wird oft darauf gepocht, dass sie in einem Fach exzellent sein müssen. Das hat mit festgefahrenen Strukturen und der Angst vor Qualitätsverlust zu tun. Dabei können transdisziplinäre Projekte für höhere Qualität sorgen.

Motiviert diese Haltung junge Forschende, in die Junge Akademie einzutreten?

Ja, das ist sicher ein Aspekt. Vor allem sind wir aber ein attraktives Netzwerk, das alle Mitglieder mitgestalten können. Der Wunsch nach Solidarität ist unter Nachwuchsforschenden gross und drückt sich bei uns beispielsweise in Tipps zu Karrierewegen aus.

Neben dem internen Dialog wollt ihr den Dialog mit der Öffentlichkeit fördern: Warum braucht es euch dazu?

Um die Gruppe der Dialogpartnerinnen und die Perspektiven zu erweitern. Wir haben etwa neue Ideen, wenn es darum geht, welche Kanäle genutzt werden könnten.

«Wir müssen nicht nur überlegen, mit welchen Themen wir auf die Menschen zugehen, sondern auch, welche Form wir dafür wählen.»

Was heisst für Sie Dialog mit der Öffentlichkeit?

Information aus der Wissenschaft genügt nicht. Es braucht einen Austausch, bei dem die Fragen und Antworten aus der Öffentlichkeit gewürdigt werden. Wir müssen nicht nur überlegen, mit welchen Themen wir auf die Menschen zugehen, sondern auch, welche Form wir dafür wählen.

Ein gelungenes Beispiel aus Ihrer Laufbahn?

Zu Zeiten meines Bachelorstudiums habe ich mich auf die Literaturwissenschaft fokussiert, auch ausserhalb der Uni. Wir haben Gedichte von Octavio Paz und afrokubanischen Dichterinnen wie Nancy Morejón visuell und musikalisch begleitet. In den Auftritten in einer Berliner Delikatessen-Bar und einem kleinen Buchladen haben wir deutlich gemacht, dass das Thema der Gedichte auch heute die Gesellschaft beschäftigt: der Kampf um die Anerkennung der Gleichwertigkeit aller Menschen.

Was für Projekte plant die Junge Akademie konkret?

Das möchte ich noch nicht verraten. Fest steht, dass wir vielseitig sein werden. Sämtliche Disziplinen und Fähigkeiten sind vertreten. Unsere erste Herausforderung wird es sein, uns bei all den hervorragenden Ideen darauf zu einigen, mit welchen die Junge Akademie startet. Das wird alles andere als leicht.