Peer Review
Dem Geschlechterbias auf der Spur
Im Peer-Review-Prozess gibt es Voreingenommenheit gegenüber dem Geschlecht, aber diese ist oft schlecht belegbar. Die traditionsreiche Zeitschrift Royal Society will das bei sich selbst ändern.
In einem Blog-Beitrag der Royal Society macht sich Verleger Phil Hurst dafür stark, dass alle wissenschaftlichen Verlage Daten zu möglichen Gender-Verzerrungen in ihrem Peer-Review-Prozess erheben. Die Notwendigkeit dazu sieht er in zwei Ereignissen bestätigt: Erstens veröffentlichte die Royal Society of Chemistry im Jahr 2019 einen Bericht, der den Gender Bias in ihren Publikationen belegte.
Zweitens zeigten diverse Studien, dass Wissenschaftlerinnen während der Pandemie wesentlich weniger Manuskripte in Fachpublikationen einreichten als ihre männlichen Kollegen. Die Royal Society sei in diesem Zusammenhang mehrfach angefragt worden, ob sich dasselbe Muster auch in ihren Zeitschriften zeige, so Hurst.
Bisher habe die Royal Society, eine der ältesten wissenschaftlichen Gesellschaften der Welt, Geschlechterdaten anhand von Umfragen bei den Redaktionsausschüssen, Schreibenden und Begutachtenden erhoben. Die mageren Rücklaufquoten und die Selektion der antwortenden Personen seien Schwächen dieser Methode, sie würde sich nicht zur Ermittlung von Verzerrungen während des Peer-Review-Prozesses eignen. Deswegen sammelt die Society neu Geschlechterdaten der Online-Peer-Review-Systeme von Zeitschriften wie Scholar One Manuscripts oder Editorial Manager. Wer einen Beitrag einreicht, wird aufgefordert, das eigene Geschlecht anhand einer vorgegebenen Liste zu beschreiben.
«Wir geben transparent an, wer Zugang zu diesen Daten hat und wie sie verwendet und geschützt werden», so Hurst. Etwa 95 Prozent der Einreichenden würden so ihr Geschlecht angeben. «Dieser einfache Ansatz hat es in sich: Mit ihm können wir die Voreingenommenheit in jeder Phase des Prozesses besser einschätzen: Ablehnung am Schreibtisch, Triage, Empfehlung des Begutachtenden und Entscheidung des Herausgebers.»