STIMMUNGSFORSCHUNG
Tücken der Forschung mit Google
Mit den Häufigkeiten von Suchanfragen lassen sich Trends fast in Echtzeit auswerten. Doch die Methoden hat ihre Tücken.
«Wie lange dauert Corona?» Das ist eine der Fragen, die 2021 in der Schweiz am häufigsten gegoogelt wurden. Die von Google zur Verfügung gestellten Daten sind für die Sozialwissenschaften wertvoll. Auch Zentralbanken stützen ihre Entscheidung inzwischen auf den Service Google Trends, weil sich beispielsweise Entwicklungen im Konsumverhalten in der Suchaktivität widerspiegeln, lange bevor sie in den Verkaufsstatistiken auftauchen.
Diese Methode – Nowcasting genannt – ist nicht nur schneller, als es Umfragen sind, sondern löst auch ein grosses Problem von diesen: Menschen tendieren dazu, diejenigen Antworten zu geben, von denen sie denken, dass sie erwünscht sind. Diesen Desirability Bias gibt es bei der Sucheingabe nicht. So lassen sich auch Wahlchancen von Rechtspopulisten besser abschätzen. Doch die üppige Datenquelle hat ihre eigenen Tücken: Forschende haben festgestellt, dass die Daten, die Google seiner Werbekundschaft zur Verfügung stellt, stark von den öffentlich zugänglichen abweichen. Dabei spielt das ausgewählte Zeitfenster eine grosse Rolle. «Je frischer die Daten, desto grösser die Abweichung», sagte Sergej Zerr, IT-Forscher von der Universität Hannover, gegenüber der NZZ. Alessandro Rovetta von der italienischen Softwarefirma Redeev kam in einer eigenen Analyse sogar zum Schluss: «Jede mit Google Trends durchgeführte Studie ist grundsätzlich nicht reproduzierbar.»
Forschende aus dem Staatssekretariat für Wirtschaft, der ETH Zürich und der Universität Basel publizierten nun eine statistische Methode, um die Inkonsistenzen nach Datenalter, gewähltem Zeitfenster und Grösse des Einzugsgebiets zu beheben. Damit könne nun «die Entwicklung der allgemeinen Stimmung oder des Interesses an Themen und Produkten» auch mit Google Trends zuverlässig untersucht werden.