GESELLSCHAFT
Schattierungen des Verschwörungsglaubens
Rund 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung glaubt an Teile von Corona-Verschwörungstheorien. Doch die Gläubigen lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Eine Schweizer Umfrage identifiziert sechs Typen – von skeptisch bis extrem.
Verschwörungstheorien fielen in der Covid-19-Pandemie auf fruchtbaren Boden. Die Schweiz gehört eigentlich zu den Ländern, in denen Falschinformationen weniger leicht Fuss fassen als anderswo. Nun aber stellten Forschende der Universität Zürich sowie des Forschungsinstituts Mediapulse fest: Mehr als vierzig Prozent der Schweizer Bevölkerung sind Verschwörungserzählungen zugeneigt. Aber: «Nicht alle stimmen allen Ideen im selben Mass zu», betont die Kommunikationswissenschaftlerin Daniela Mahl. «Es handelt sich keineswegs um eine homogene Gruppe.»
Sechs Typen von Sympathisierenden konnte eine Onlineumfrage im Rahmen des Wissenschaftsbarometers Schweiz ausmachen, die Wissen und Haltung zum Coronavirus von rund tausend Teilnehmenden ermittelte. Die radikalste und gleichzeitig grösste Gruppe konstituieren die extrem Gläubigen: Eine von zehn Personen in der Schweiz glaubt nicht nur, dass etwa bei der Zahl der Toten übertrieben wurde, sondern kann sich auch gut vorstellen, dass eine Elite die Pandemie geplant hat und das Virus gar nicht existiert.
Am gemässigten Ende finden sich die Hype-Zyniker sowie die Profit-Zyniker: Beide können solch extremen Überzeugungen nicht viel abgewinnen – jedoch sind Hype-Zyniker der Auffassung, dass die Pandemie hochgespielt wurde, während Profit-Zyniker glauben, dass manche Kreise von der Krise profitieren und deshalb Interesse daran hätten, dass sie sich in die Länge ziehe. «Ein solches Verständnis hilft, Kommunikationsstrategien gezielter auszurichten», sagt Mahl.
Während die extrem Gläubigen für Aufklärung via Fernsehen oder Zeitung wenig empfänglich bleiben dürften – zwar konsumieren sie etablierte Medien sehr wohl, misstrauen ihnen aber gleichzeitig –, könnten deren Vertrauenspersonen sowie Gruppen mit grösserer Distanz so durchaus erreicht werden.
Verschwörungstheorien können schwere Folgen für die öffentliche Gesundheit haben: Wer an sie glaubt, hält präventive Massnahmen wie Maskentragen und Impfen meist für übertrieben oder überflüssig.