Autorinnen sollen verhindern, dass ihre wissenschaftlichen Artikel für Rassismus, Sexismus oder Homophobie missbraucht werden können.| Foto: zVg

Die Chefredaktion von Nature hat neue Richtlinien für wissenschaftliche Studien mit Menschen beschlossen. Die Publikationen sollen keinen Personengruppen schaden. In ihrem Leitartikel vom 14. Juni 2022 erinnert die Fachzeitschrift daran, dass die Wissenschaft bereits Regeln aufgestellt hat, die das Risiko psychischer Schäden für Teilnehmende von Studien begrenzen. Auslöser war unter anderem das Stanford-Prison-Experiment, bei dem 1971 Studierende in Gefangene und Wärter eingeteilt wurden. Es wurde frühzeitig abgebrochen und manche «Gefangene» zeigten Spätfolgen.

Es gibt heute mehrere ethische Rahmenwerke, die Studien mit Menschen regeln. Dazu gehören die Deklaration von Helsinki zur medizinischen Forschung am Menschen von 1964 und der Belmont-Report von 1979, der auch Verhaltensstudien einschliesst. Die Zeitschrift Nature hält jedoch fest, dass «diese Texte in der Regel nichts über die Vor- und Nachteile von Forschung aussagen, deren Ergebnisse Personengruppen betreffen könnten, die nicht direkt daran beteiligt waren». Zum Beispiel Forschung, die zu Stigmatisierung und Diskriminierung bestimmter Personen sowie Rassismus, Sexismus oder Homophobie führen kann.

Warnungen vor zu enger Auslegung

Die neuen Richtlinien halten die Forschenden dazu an, die Würde und die Rechte der Menschen zu achten, unabhängig davon, ob sie direkt an der Forschung beteiligt sind oder nicht. Sie verlangen, dass potenziell schädliche Auswirkungen der Forschung berücksichtigt werden. Zudem müssen die Möglichkeiten einer missbräuchlichen Verwendung und die Risiken von Vorurteilen minimiert und eine respektvolle, nicht stigmatisierende Sprache verwendet werden. Die Richtlinien sollen die Forschung nicht behindern, versichern die Herausgeber von Nature. Kritische Stimmen warnen jedoch davor, dass ein zu enger Rahmen der Wahrheitsfindung schaden könnte.