Foto: zVg

Jasagt Stan Becker, emeritierter Professor für Bevölkerungsstudien.

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Neinsagt Bruno Tertrais, Geopolitologe.
1830 umfasste die Weltbevölkerung eine Milliarde Menschen, 1930 zwei Milliarden, später stieg diese Zahl rasant: Im Jahr 1974 lag sie schon bei vier Milliarden, bei sechs Milliarden im Jahr 1999 und bei acht Milliarden im Jahr 2022. Für 2060 liegen die Prognosen der Uno bei zehn Milliarden. Aktuell kommen jeden Tag etwa 200 000 Menschen dazu! Dabei ist auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen lediglich ein Wachstum von 0,0 langfristig tragbar. Das ist offensichtlich.

Das Bevölkerungswachstum muss also irgendwann gebremst werden, doch wie und wann soll das geschehen? Selbst wenn die Fruchtbarkeit per sofort auf zwei Geburten pro Frau zurückginge, also die Frau und ihr Partner mit der nächsten Generation ersetzt werden, würde das Wachstum noch mindestens 50 Jahre lang anhalten. Denn weil heute viele junge Menschen leben, wird die Bevölkerung auch weiterwachsen, selbst wenn Frauen nur zwei Kinder haben. Dies veranschaulicht der Fall China: Obwohl die Geburtenzahl bei den Chinesinnen seit den 1990er- Jahren unter zwei liegt, ist die Bevölkerung von 1,1 Milliarden im Jahr 1990 auf heute 1,4 Milliarden angewachsen. Erst für das Ende des Jahrzehnts wird ein Plateau und anschliessend ein Rückgang erwartet.

«Weltweit muss sofort die Ein-Kind- Politik eingeführt werden.»

Das Bevölkerungswachstum muss zum Stillstand kommen. Wenn dies nicht durch einen starken Geburtenrückgang mit Ein-Kind-Familien als Norm geschieht, dann wird eine höhere Sterblichkeit das Wachstum bremsen. Denn nicht erneuerbare Ressourcen wie fossile Brennstoffe und Mineralien werden aufgebraucht, erneuerbare Ressourcen wie Grundwasser oder Wälder über ihre Regenerationsfähigkeit hinaus beansprucht.

Und die Herausforderung ist sogar noch grösser. Fünf Forschungsteams aus der Ökologie haben getrennt voneinander analysiert, wie viele Menschen unser Planet nachhaltig versorgen kann, und die Ergebnisse peer-reviewt veröffentlicht. Alle Schätzungen liegen bei unter vier Milliarden! Damit diese Zahl erreicht werden kann, ohne dass die Sterblichkeit stark steigt, muss die Ein-Kind-Politik global und sofort eingeführt werden.

Stan Becker ist emeritierter Professor für Bevölkerungsstudien an der John Hopkins University. Sein besonderes Interesse gilt Paaren, der reproduktiven Gesundheit sowie dem schnellen Bevölkerungswachstum.

Die Weltbevölkerung wächst zwar derzeit weiter, doch allen Prognosen zufolge nur noch für einige Jahrzehnte. Der Höhepunkt ist gemäss einer Studie, die in The Lancet veröffentlicht wurde, ab der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zu erwarten, vielleicht sogar bereits in den 2050er-Jahren.

Die Idee eines Datums dafür, wann die sogenannte Erdüberlastung erreicht ist, beruht auf abenteuerlichen Berechnungen. Unser Planet wird dabei als endliches Gefäss betrachtet. Bei der Ressourcenökonomie geht es aber eigentlich um Ströme und Grenzkosten der Nutzung. Ein Beispiel: Die chinesische Bevölkerung wird in fünfzig Jahren anders leben als die heutige europäische. Eine hochentwickelte Gesellschaft schützt ihre Umwelt zudem besser.

Wäre ein Bevölkerungsrückgang im Kampf gegen die Klimaerwärmung hilfreich? Am meisten Emissionen kommen aus den Staaten mit der niedrigsten Fertilität. Die Emissionen der reichen Länder werden also abnehmen. Müssen wir dennoch handeln? Ein Kind soll 58 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr verursachen, sagt eine andere Berechnung. Dabei wird jedoch angenommen, dass ein Elternteil während des gesamten Lebens seines Kindes für die Hälfte von dessen Emissionen verantwortlich ist, dann für einen Viertel der Emissionen der nächsten Generation und so weiter. Doch geht das auf? Wird eine kleinere Population nicht anders konsumieren? Sind die Menschen auch bereit, für die Erde Sorge zu tragen, wenn sie sie nicht an Kinder weitergeben?

«Die Kinder, die heute geboren werden, finden vielleicht die richtigen Lösungen für morgen. .»

Und junge Menschen sind eine kreative Kraft: Die Kinder, die heute geboren werden, finden vielleicht die richtigen Lösungen für morgen. Länder mit schrumpfender Bevölkerung geraten zudem in grosse wirtschaftliche Schwierigkeiten. Wer sich ein solches Szenario herbeiwünscht, spielt mit dem Feuer.

Zum Schluss sei daran erinnert, dass die Politik der Geburtenreduktion nur langfristig einen signifikanten Effekt hat. Selbst ein sofortiger massiver Rückgang der weltweiten Fertilität würde im besten Szenario zu weniger als 30 Prozent der notwendigen Reduktionen führen, um einen Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur um zwei Grad bis zum Jahr 2050 zu verhindern.

Bruno Tertrais ist Geopolitologe und stellvertretender Direktor der französischen Stiftung für strategische Forschung. Er hat unter anderem das Buch «Le choc démographique» verfasst.

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Jasagt Stan Becker ist emeritierter Professor.

1830 umfasste die Weltbevölkerung eine Milliarde Menschen, 1930 zwei Milliarden, später stieg diese Zahl rasant: Im Jahr 1974 lag sie schon bei vier Milliarden, bei sechs Milliarden im Jahr 1999 und bei acht Milliarden im Jahr 2022. Für 2060 liegen die Prognosen der Uno bei zehn Milliarden. Aktuell kommen jeden Tag etwa 200 000 Menschen dazu! Dabei ist auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen lediglich ein Wachstum von 0,0 langfristig tragbar. Das ist offensichtlich.

Das Bevölkerungswachstum muss also irgendwann gebremst werden, doch wie und wann soll das geschehen? Selbst wenn die Fruchtbarkeit per sofort auf zwei Geburten pro Frau zurückginge, also die Frau und ihr Partner mit der nächsten Generation ersetzt werden, würde das Wachstum noch mindestens 50 Jahre lang anhalten. Denn weil heute viele junge Menschen leben, wird die Bevölkerung auch weiterwachsen, selbst wenn Frauen nur zwei Kinder haben. Dies veranschaulicht der Fall China: Obwohl die Geburtenzahl bei den Chinesinnen seit den 1990er- Jahren unter zwei liegt, ist die Bevölkerung von 1,1 Milliarden im Jahr 1990 auf heute 1,4 Milliarden angewachsen. Erst für das Ende des Jahrzehnts wird ein Plateau und anschliessend ein Rückgang erwartet.

«Weltweit muss sofort die Ein-Kind- Politik eingeführt werden.»

Das Bevölkerungswachstum muss zum Stillstand kommen. Wenn dies nicht durch einen starken Geburtenrückgang mit Ein-Kind-Familien als Norm geschieht, dann wird eine höhere Sterblichkeit das Wachstum bremsen. Denn nicht erneuerbare Ressourcen wie fossile Brennstoffe und Mineralien werden aufgebraucht, erneuerbare Ressourcen wie Grundwasser oder Wälder über ihre Regenerationsfähigkeit hinaus beansprucht.

Und die Herausforderung ist sogar noch grösser. Fünf Forschungsteams aus der Ökologie haben getrennt voneinander analysiert, wie viele Menschen unser Planet nachhaltig versorgen kann, und die Ergebnisse peer-reviewt veröffentlicht. Alle Schätzungen liegen bei unter vier Milliarden! Damit diese Zahl erreicht werden kann, ohne dass die Sterblichkeit stark steigt, muss die Ein-Kind-Politik global und sofort eingeführt werden.

Stan Becker ist emeritierter Professor für Bevölkerungsstudien an der John Hopkins University. Sein besonderes Interesse gilt Paaren, der reproduktiven Gesundheit sowie dem schnellen Bevölkerungswachstum.

 


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Neinsagt Bruno Tertrais ist Geopolitologe.

Die Weltbevölkerung wächst zwar derzeit weiter, doch allen Prognosen zufolge nur noch für einige Jahrzehnte. Der Höhepunkt ist gemäss einer Studie, die in The Lancet veröffentlicht wurde, ab der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zu erwarten, vielleicht sogar bereits in den 2050er-Jahren.

Die Idee eines Datums dafür, wann die sogenannte Erdüberlastung erreicht ist, beruht auf abenteuerlichen Berechnungen. Unser Planet wird dabei als endliches Gefäss betrachtet. Bei der Ressourcenökonomie geht es aber eigentlich um Ströme und Grenzkosten der Nutzung. Ein Beispiel: Die chinesische Bevölkerung wird in fünfzig Jahren anders leben als die heutige europäische. Eine hochentwickelte Gesellschaft schützt ihre Umwelt zudem besser.

Wäre ein Bevölkerungsrückgang im Kampf gegen die Klimaerwärmung hilfreich? Am meisten Emissionen kommen aus den Staaten mit der niedrigsten Fertilität. Die Emissionen der reichen Länder werden also abnehmen. Müssen wir dennoch handeln? Ein Kind soll 58 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr verursachen, sagt eine andere Berechnung. Dabei wird jedoch angenommen, dass ein Elternteil während des gesamten Lebens seines Kindes für die Hälfte von dessen Emissionen verantwortlich ist, dann für einen Viertel der Emissionen der nächsten Generation und so weiter. Doch geht das auf? Wird eine kleinere Population nicht anders konsumieren? Sind die Menschen auch bereit, für die Erde Sorge zu tragen, wenn sie sie nicht an Kinder weitergeben?

«Die Kinder, die heute geboren werden, finden vielleicht die richtigen Lösungen für morgen.»

Und junge Menschen sind eine kreative Kraft: Die Kinder, die heute geboren werden, finden vielleicht die richtigen Lösungen für morgen. Länder mit schrumpfender Bevölkerung geraten zudem in grosse wirtschaftliche Schwierigkeiten. Wer sich ein solches Szenario herbeiwünscht, spielt mit dem Feuer.

Zum Schluss sei daran erinnert, dass die Politik der Geburtenreduktion nur langfristig einen signifikanten Effekt hat. Selbst ein sofortiger massiver Rückgang der weltweiten Fertilität würde im besten Szenario zu weniger als 30 Prozent der notwendigen Reduktionen führen, um einen Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur um 2 Grad bis zum Jahr 2050 zu verhindern.

Bruno Tertrais ist Geopolitologe und stellvertretender Direktor der französischen Stiftung für strategische Forschung. Er hat unter anderem das Buch «Le choc démographique» verfasst.