Kurz und Knapp
Schon Thatcher hörte dem IPCC zu
Der Weltklimarat (IPCC) ist ein internationales Netzwerk aus Forschenden, das bereits seit Jahrzehnten Forschungsergebnisse zur Klimaveränderung analysiert und dann in einer verständlichen Sprache zusammenfasst. Im Frühjahr hat der Rat in Interlaken den jüngsten Bericht fertiggestellt: Auf 30 Seiten wurden rund 10 000 Seiten kondensiert. Diese alle fünf bis acht Jahre erscheinenden Texte des IPCC sind gewaltige Werke der Wissenschaftskommunikation und werden von Regierungen und NGOs weltweit zitiert.
Warum es kaum andere Netzwerke von Forschenden gibt, die ähnlich viel Aufmerksamkeit erhalten, erklärt nun das Buch «Eine kritische Bewertung des IPCC». Es zeigt die Geschichte des Weltklimarats auf und macht deutlich, dass das Netzwerk von Beginn an gute Kontakte zu den Landesregierungen hatte. Bei der Gründung des IPCC im Jahr 1988 waren viele von Regierungen angestellte Forschende dabei. Sie kamen aus den offiziellen Wetterdatenzentren oder meteorologischen Büros und standen vor der Herausforderung, ihrer Exekutive den Schaden bewusst zu machen, den die riesigen in die Atmosphäre abgegebenen Mengen an Kohlendioxid anrichteten.
Die Wetterfachleute hatten «frühzeitig Zugang zu der Art von Rechenleistung, die für Klimasimulationsstudien benötigt wird – und über die in der Regel die Regierungen verfügen», wie Nature in einem Artikel zum Buch schreibt. Zudem hatten sie häufig enge Beziehungen in die Verteidigungsministerien – Wetterprognose ist essenziell für militärische Planung – und so auch Zugang zu den Allermächtigsten. Schon der erste Synthesebericht des IPCC von 1990 wurde der damaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher vorgelegt. Die Aufmerksamkeit der Mächtigsten ist seither noch gestiegen – die Herausforderungen auch.