ANTIBIOTIKA-RESISTENZEN
Wirksame Steuern auf Antibiotika bei Nutztieren
Eine Besteuerung wäre ein geeignetes Mittel, um den Antibiotika-Gebrauch in der Landwirtschaft zu reduzieren.
Weltweit nimmt die Zahl von gegen Antibiotika resistenten Bakterien in Nutztieren stark zu. Es ist die Folge eines übermässigen und unangemessenen Einsatzes der Medikamente. Durch die Antibiotika-Schwemme steigt das Risiko, dass resistente Erreger von Nutztieren auf Menschen übertragen werden.
Das Problem ist erkannt: Die WHO etwa empfiehlt in ihren aktuellen Leitlinien, einzelne Antibiotika- Verbindungen oder -Anwendungsarten beispielsweise für Prophylaxe oder Wachstumsförderung einzuschränken. Allerdings tun sich viele Regierungen schwer damit, Verbote zu erlassen. Ein Forschungsteam der ETH Zürich hat nun aufgezeigt, dass sich der Gebrauch von Veterinärantibiotika und die Bildung von Resistenzen auch durch eine Besteuerung einschränken liessen. In Belgien und Dänemark wurden solche Steuern auf Veterinärantibiotika vor rund zehn Jahren eingeführt. «Ob sie den erhofften Effekt hatten, wurde nach unserem Wissen noch nie untersucht», sagt Alex Morgan, Postdoktorand am Departement Umweltwissenschaften der ETH.
Es sei schwierig, die Auswirkungen der Steuern von den anderen, gleichzeitig umgesetzten Massnahmen in diesen Ländern zu trennen. Dass Besteuerungen aber grundsätzlich ebenso wirksam sein können wie Verbote, konnte Morgan mit eigenen Modellierungen erstmals nachweisen. Dabei kombinierte er epidemiologische Modelle mit den Schwankungen in der Nachfrage nach Antibiotika aufgrund von Preisänderungen. Er prüfte dabei drei Varianten: Steuern auf einzelne Antibiotikaklassen, Pauschalsteuern für alle Klassen und Differenzsteuern, bei denen Klassen mit relativ hohem Resistenzniveau höher besteuert werden als andere.
«Alle drei Varianten haben das Potenzial, gleichwertige Alternativen zu Verboten zu sein», erklärt Morgan. Und: Gerade Länder mit schmalem Budget könnten von den bedeutenden Einnahmen profitieren. Mit einer Besteuerung von 50 Prozent auf die aktuellen Preise liessen sich global jährlich Einnahmen von rund einer Milliarde US-Dollar generieren.