Die Erde hat das Holozän verlassen und ist in eine neue Epoche eingetreten, die durch den Einfluss des Menschen auf den Planeten gekennzeichnet ist. So zumindest sehen das Klimaschützende. | Foto: Pixabay

Nach 20 Jahre andauernden Diskussionen hat die International Union of Geological Sciences (IUGS) dieses Jahr entschieden, nicht das neue Zeitalter Anthropozän auszurufen. Darüber waren viele Umweltforschende enttäuscht. Sie hatten sich eine offizielle Anerkennung der fundamentalen Veränderungen erhofft, die der Mensch dem Globus zugefügt hat. Andere dagegen fanden es richtig, dass sich die Wissenschaft «nicht zu politischen Provokationen drängen lässt», wie Umweltsoziologe Ritwick Ghosh in der Fachzeitschrift Issues in Science and Technology erklärt.

Der Begriff Anthropozän (Zeitalter des Menschen) wurde durch den Nobelpreisträger Paul Crutzen im Jahr 2000 bekannt gemacht. Die Idee: Die Erde hat das Holozän verlassen und ist in eine neue Epoche eingetreten, die durch den Einfluss des Menschen auf den Planeten gekennzeichnet ist. Der Begriff wurde rasch beliebt bei Klimaschützenden.

«Anthropozän spiegelt das biblische Konzept wider, wonach alle Zeiträume vor dem Menschen ein Eden vor dem Sündenfall waren.»Ritwick Ghosh

Es gibt mehrere Gründe für den Entscheid der IUGS. Unter anderem hätte das Anthropozän ein klares Startdatum gebraucht, favorisiert war der erste radioaktive Fallout nach einem Atombombentest, da gut messbar. Diese Einengung stiess auf viel Widerstand, weil andere Eingriffe wie etwa Treibhausgasemissionen nicht beachtet wurden. Manche Forschende hielten es daher für besser, dass das Konzept informell bleibt, ohne technische Definitionen.

Ein anderes Argument kommt vom Soziologen John Bellamy Foster: Nicht die ganze Menschheit sei das Problem, sondern das kapitalistische System. Laut dem Oxfam Report 2020 ist die ärmere Hälfte der Welt nur für 7 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich. Es wäre also falsch, allen die verheerende Wirkung auf die Erde zuzuschreiben. Anthropozän spiegelt zudem laut Ghosh «das biblische Konzept wider, wonach alle Zeiträume vor dem Menschen ein Eden vor dem Sündenfall waren».