Foto: zVg

Jasagt Xiao-Shan Yap.

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Neinsagt Ulrike Lohmann.

Das solare Geoengineering soll die Erderwärmung eindämmen, indem die Sonneneinstrahlung reduziert wird. Die Ursachen der Klimakrise werden damit nicht bekämpft. Im Gegenteil: Es wird die trügerische Hoffnung geweckt, dass wir sie mit technologischen Tricks bewältigen können. Solche Lösungen könnten die Politik dazu verleiten, ihre Verpflichtungen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen zu vernachlässigen. Bis heute haben mehr als 500 Forschende einen Aufruf für einen Verzicht auf solares Geoengineering unterzeichnet. Er fordert nicht ein generelles Verbot von Atmosphären- oder Klimaforschung. Beschränkt werden sollen aber Feldversuche mit dem atmosphärischen System, die Vergabe von entsprechenden Patentrechten sowie solares Geoengineering als politische Alternative für Klimaschutzmassnahmen.

«Unbeschränkte Forschung könnte zu gross angelegten Experimenten mit der Atmosphäre führen.»

Unbeschränkte Forschung könnte zu gross angelegten Experimenten mit der Atmosphäre führen und das bereits destabilisierte System weiter aus dem Gleichgewicht bringen. Die Folgen könnten den ganzen Planeten betreffen und unvorhersehbare Klima- und Wettermuster verursachen – mit einem Verlust der biologischen Vielfalt und enormen Risiken für künftige Generationen. Mit den bestehenden globalen Governance-Systemen kann das solare Geoengineering nicht reguliert werden. Und die internationale politische Lage verspricht keine stabile und faire Einigung darüber, wie es weltweit und über Generationen hinweg funktionieren soll. Einige Länder des globalen Südens, die wohl am stärksten von den negativen Folgen betroffen wären, haben sich bereits auf der diesjährigen Umweltversammlung der Vereinten Nationen dagegen ausgesprochen. Ihre Rechte müssen geachtet werden.

Es würden auch Spekulationen über noch hypothetische Technologien legitimiert. Die Idee eines weltraumgestützten solaren Geoengineerings etwa geht so weit, dass Ressourcen des Mondes für den Bau eines riesigen Sonnenschirms im All verwendet würden. Wenn wir in einer künstlich veränderten Welt leben, können wir die wirklichen Ursachen des Klimawandels möglicherweise nicht mehr feststellen.

Xiao-Shan Yap ist Assistenzprofessorin für Innovation und Global Governance an der Universität Utrecht und Beraterin des EPFL Space Center. Sie hat eine Petition gegen solares Geoengineering unterzeichnet.

Mit Solar Geoengineering möchten manche dem Treibhauseffekt entgegenwirken. Deshalb braucht es Forschung dazu. Nur wenn wir die Modifikation der Sonneneinstrahlung verstehen, können wir die Vorteile gegen die Risiken abwägen – insbesondere für die Regionen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Wir müssen herausfinden, wie wir die Nachhaltigkeitsziele der Uno am besten erreichen können und ob eine Solar-Geoengineering-Methode dazu für eine befristete Zeit eingesetzt werden könnte und sollte.

«Strahlungsmodifikationen könnten sinnvoll sein, um die höchste Temperaturspitze abzudämpfen.»

Es ist klar: Alle Massnahmen mit Strahlungsmodifikation sind Symptombekämpfungen, da sie keine Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen und somit etwa die Versauerung der Ozeane ungebremst weitergeht. Es führt kein Weg an einer Reduktion der Treibhausgasemissionen vorbei. Trotzdem könnte Strahlungsmodifikation sinnvoll sein, bis andere Massnahmen greifen, um die höchste Temperaturspitze abzudämpfen.

Über verschiedene Methoden zur Verringerung der Sonneneinstrahlung wurde bereits nachgedacht: In meiner Arbeitsgruppe haben wir zum Beispiel intensiv daran geforscht, ob Zirruswolken durch den Eintrag von Aerosolen wie zum Beispiel Saharastaub entfernt werden könnten. Zirruswolken erwärmen die Atmosphäre ähnlich wie Treibhausgase. Bestimmte Aerosole können bewirken, dass sie sich schon in tieferen Schichten bilden und sich grössere Eiskristalle entwickeln, die schneller zu Boden fallen. Wir sind aber zum Schluss gekommen, dass sich stattdessen neue und langlebige Zirruswolken bilden und diese Methode somit nicht funktioniert. Das war überraschend.

Eine andere Methode ist vielversprechend: Wie bei einem hochreichenden Vulkanausbruch sollen Aerosolpartikel in die Stratosphäre gebracht werden. Neben der erwünschten Abkühlung verschieben sich dadurch aber auch die Niederschlagsgebiete, und je nachdem, welche Aerosolpartikel verwendet würden, könnten sie auch die Ozonschicht abbauen. Forschung ist essenziell, um negative Auswirkungen einer Methode zu minimieren oder eine kontraproduktive Massnahme komplett auszuschliessen.

Ulrike Lohmann ist Professorin für Atmosphärenphysik an der ETH Zürich. Ihre Forschungsgruppe untersucht die Entstehung von Wolken und ihren Einfluss auf das Klima.

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Jasagt Xiao-Shan Yap.

Das solare Geoengineering soll die Erderwärmung eindämmen, indem die Sonneneinstrahlung reduziert wird. Die Ursachen der Klimakrise werden damit nicht bekämpft. Im Gegenteil: Es wird die trügerische Hoffnung geweckt, dass wir sie mit technologischen Tricks bewältigen können. Solche Lösungen könnten die Politik dazu verleiten, ihre Verpflichtungen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen zu vernachlässigen. Bis heute haben mehr als 500 Forschende einen Aufruf für einen Verzicht auf solares Geoengineering unterzeichnet. Er fordert nicht ein generelles Verbot von Atmosphären- oder Klimaforschung. Beschränkt werden sollen aber Feldversuche mit dem atmosphärischen System, die Vergabe von entsprechenden Patentrechten sowie solares Geoengineering als politische Alternative für Klimaschutzmassnahmen.

«Unbeschränkte Forschung könnte zu gross angelegten Experimenten mit der Atmosphäre führen.»

Unbeschränkte Forschung könnte zu gross angelegten Experimenten mit der Atmosphäre führen und das bereits destabilisierte System weiter aus dem Gleichgewicht bringen. Die Folgen könnten den ganzen Planeten betreffen und unvorhersehbare Klima- und Wettermuster verursachen – mit einem Verlust der biologischen Vielfalt und enormen Risiken für künftige Generationen. Mit den bestehenden globalen Governance-Systemen kann das solare Geoengineering nicht reguliert werden. Und die internationale politische Lage verspricht keine stabile und faire Einigung darüber, wie es weltweit und über Generationen hinweg funktionieren soll. Einige Länder des globalen Südens, die wohl am stärksten von den negativen Folgen betroffen wären, haben sich bereits auf der diesjährigen Umweltversammlung der Vereinten Nationen dagegen ausgesprochen. Ihre Rechte müssen geachtet werden.

Es würden auch Spekulationen über noch hypothetische Technologien legitimiert. Die Idee eines weltraumgestützten solaren Geoengineerings etwa geht so weit, dass Ressourcen des Mondes für den Bau eines riesigen Sonnenschirms im All verwendet würden. Wenn wir in einer künstlich veränderten Welt leben, können wir die wirklichen Ursachen des Klimawandels möglicherweise nicht mehr feststellen.

Xiao-Shan Yap ist Assistenzprofessorin für Innovation und Global Governance an der Universität Utrecht und Beraterin des EPFL Space Center. Sie hat eine Petition gegen solares Geoengineering unterzeichnet.

 


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Neinsagt Ulrike Lohmann.

Mit Solar Geoengineering möchten manche dem Treibhauseffekt entgegenwirken. Deshalb braucht es Forschung dazu. Nur wenn wir die Modifikation der Sonneneinstrahlung verstehen, können wir die Vorteile gegen die Risiken abwägen – insbesondere für die Regionen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Wir müssen herausfinden, wie wir die Nachhaltigkeitsziele der Uno am besten erreichen können und ob eine Solar-Geoengineering-Methode dazu für eine befristete Zeit eingesetzt werden könnte und sollte.

«Strahlungsmodifikationen könnten sinnvoll sein, um die höchste Temperaturspitze abzudämpfen.»

Es ist klar: Alle Massnahmen mit Strahlungsmodifikation sind Symptombekämpfungen, da sie keine Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen und somit etwa die Versauerung der Ozeane ungebremst weitergeht. Es führt kein Weg an einer Reduktion der Treibhausgasemissionen vorbei. Trotzdem könnte Strahlungsmodifikation sinnvoll sein, bis andere Massnahmen greifen, um die höchste Temperaturspitze abzudämpfen.

Über verschiedene Methoden zur Verringerung der Sonneneinstrahlung wurde bereits nachgedacht: In meiner Arbeitsgruppe haben wir zum Beispiel intensiv daran geforscht, ob Zirruswolken durch den Eintrag von Aerosolen wie zum Beispiel Saharastaub entfernt werden könnten. Zirruswolken erwärmen die Atmosphäre ähnlich wie Treibhausgase. Bestimmte Aerosole können bewirken, dass sie sich schon in tieferen Schichten bilden und sich grössere Eiskristalle entwickeln, die schneller zu Boden fallen. Wir sind aber zum Schluss gekommen, dass sich stattdessen neue und langlebige Zirruswolken bilden und diese Methode somit nicht funktioniert. Das war überraschend.

Eine andere Methode ist vielversprechend: Wie bei einem hochreichenden Vulkanausbruch sollen Aerosolpartikel in die Stratosphäre gebracht werden. Neben der erwünschten Abkühlung verschieben sich dadurch aber auch die Niederschlagsgebiete, und je nachdem, welche Aerosolpartikel verwendet würden, könnten sie auch die Ozonschicht abbauen. Forschung ist essenziell, um negative Auswirkungen einer Methode zu minimieren oder eine kontraproduktive Massnahme komplett auszuschliessen.

Ulrike Lohmann ist Professorin für Atmosphärenphysik an der ETH Zürich. Ihre Forschungsgruppe untersucht die Entstehung von Wolken und ihren Einfluss auf das Klima.