JUNGE MEINUNG
«Auch in der Beratung trage ich zum Fortschritt bei»
Marco Cavallaro ist überzeugt davon, dass Beratungen über Forschungsfinanzierung wesentlich zu einem gut funktionierenden wissenschaftlichen Ökosystem beitragen.

Marco Cavallaro hat kürzlich seine Dissertation über Forschungsförderungsprogramme an der USI in Lugano abgeschlossen. Er ist Mitglied der Jungen Akademie Schweiz. | Illustration: Stefan Vecsey
Nach meiner Dissertation war ich nicht unbedingt an einer akademischen Laufbahn interessiert. Während meiner Doktorarbeit wurde mir klar, dass die Abhängigkeit von Fördermitteln und die Unsicherheit, zu der das in einem so wettbewerbsintensiven Umfeld führt, nicht gut für mich sind. Deshalb wollte ich mich neu orientieren. Ironischerweise ist der Wettbewerb um Forschungsgelder ein Bereich, in dem ich mir eine gewisse Expertise angeeignet hatte. Das Thema stand einerseits im Mittelpunkt meiner Dissertation, andererseits arbeitete ich in der Zeit in einer Beratungsfirma, die Forschenden hilft, EU-Fördermittel für Kooperationen zu erhalten.
Heute bin ich in der Position als nationale Kontaktstelle für die europäischen Marie-Skłodowska-Curie-Actions- Stipendien zur Förderung von Mobilität, Ausbildung und Forschung tätig. Hauptsächlich berate ich dabei Doktorierende und Postdoktorierende. Meine Aufgabe ist es, sie bei der Suche nach Finanzierungen zu unterstützen, Projektgesuche gegenzulesen und die Entwicklungen in der Forschungspolitik der Europäischen Union zu verfolgen. Meine im Doktorat erworbenen Kenntnisse helfen mir dabei sehr.
Der Wechsel von der Forschung in die Forschungsberatung ist für mich sehr befriedigend. Auch so kann ich einen kleinen Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt leisten. Ausserdem habe ich durch die vielfältigen Projekte aus den verschiedensten Disziplinen Einblick in Themen, mit denen ich in meinem Fachbereich wenig bis nichts zu tun hatte, zum Beispiel, wie künstliche Intelligenz in der Behandlung von Stoffwechselerkrankungen verwendet wird.
Dank der geregelten Bürozeiten ist es für mich ausserdem einfacher, meine persönlichen Verpflichtungen zu bewältigen, etwa ein gesundes Leben zu führen und Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Ich bin überzeugt, dass solche beratenden Funktionen für ein gut funktionierendes Forschungsökosystem zentral sind. Sie tragen dazu bei, dass brillante Ideen mit den entsprechenden Ressourcen verwirklicht werden können. So können wir chronische Krankheiten behandeln, die Artenvielfalt schützen oder Ungleichheiten beim Zugang zu Bildung ausräumen.