Am Nachmittag sind es die Familien, die sich im Genfer Park treffen. | Foto: S. Cattacin, F. Gamba (2024)

«Am besten funktioniert urbane Vielfalt, wenn die Leute ihre eigene Inklusion orchestrieren können», sagt Sandro Cattacin, Soziologe an der Universität Genf. Gemeinsam mit Anthropologin Fiorenza Gamba wollte er verstehen, «wie die Koordination einer heterogenen Gesellschaft im öffentlichen Raum abläuft».

Von 2019 bis 2022 untersuchten die Forschenden den Lebensrhythmus in einem zentral gelegenen, 1500 Quadratmeter grossen Genfer Quartierpark, der unauffällig beobachtet werden konnte. Sie stellten fest, dass die Möglichkeiten zu freier eigener Initiative darin mündeten, Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen.

«Eine Stadt, die sich stärkeren sozialen Zusammenhalt wünscht, sollte diese Art von Parks fördern.»Sandro Cattacin

Während insgesamt 120 Stunden konnten die Forschenden der natürlichen Inklusion verschiedener sozialer Gruppen zuschauen, die den Park zu bestimmten Zeiten nutzten: Krippenkinder am Morgen, Arbeiterinnen über Mittag, Familien am Nachmittag, Jugendliche am Abend. Während der Pandemie fanden im Park auch Hochzeiten und Abdankungsfeiern statt, was seine Bedeutung als Ort der Sozialisierung hervorhebt.

Der untersuchte Quartierpark hat bestimm- te Eigenheiten, die ihn für einen Besuch besonders attraktiv machen: Er ist gut einsehbar, was ein Gefühl von Sicherheit verleiht. Er liegt in einem multikulturellen Arbeiterquartier, in dem Unterschiede toleriert werden. Und falls es doch einmal zu einem Konflikt kommt, wird dieser diplomatisch zwischen den Nutzenden gelöst, die sich gegenseitig die ungeschriebenen Regeln erklären. «Eine Stadt, die sich stärkeren sozialen Zusammenhalt wünscht, sollte diese Art von Parks fördern», findet Cattacin.

S. Cattacin and F. Gamba: Inclusion of differences through the rhythm of the city. An analysis of an urban neighbourhood park. Cities (2025)