Kolumne
Ohne Wahrheit geht es nicht
Yves Flückiger, Präsident von a+, erinnert an die Bedeutung von Integrität, Kommunikation und Austausch.

Yves Flückiger ist Präsident des Verbunds der Akademien der Wissenschaften Schweiz a+. | Foto: Annette Boutellier
Wissenschaft ist der Grundpfeiler des Wissens, mit dem wir die Welt erklären, und sie entwickelt sich ständig weiter. Sie beschränkt sich nicht auf das Entdecken von Fakten, sondern soll auch sicherstellen, dass diese Fakten wahrheitsgetreu präsentiert werden, und Vertrauen wecken. Wahrheit und Vertrauen sind in der wissenschaftlichen Praxis zentral.
Wissenschaftliche Wahrheit ist die möglichst zutreffende Beschreibung der Realität, basierend auf empirischen Beweisen und rationalen Schlussfolgerungen. Sie stützt sich auf methodische Prozesse wie das Prüfen von Hypothesen, das Peer-Review und die Validierung durch Replikation. Wissenschaftliche Wahrheit ist jedoch immer vorläufig und muss revidiert werden, wenn neue Beweise oder bessere Methoden vorliegen. Die Suche nach der Wahrheit beruht auf einem Mechanismus der Selbstkorrektur.
Vertrauen in die Wissenschaft geht über die blosse Akzeptanz von Fakten hinaus: Es gründet auf der Zustimmung zu den Prozessen, Institutionen und Personen, die das Wissen produzieren. Im Allgemeinen geniesst die wissenschaftliche Gemeinschaft in der Bevölkerung eine hohe Glaubwürdigkeit. Doch Desinformation wie durch die sozialen Netzwerke gefördert, politische Polarisierung und wachsende Skepsis gegenüber Institutionen schwächen dieses Vertrauen.
Umso wichtiger ist es, dass Forschende und Institutionen eine gute Praxis etablieren, die auf der Einhaltung strenger ethischer Normen basiert. Dazu gehören Transparenz, Ehrlichkeit und Reproduzierbarkeit. Entscheidend ist danach schliesslich eine klare Kommunikation, mit der die Barrieren zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit überwunden werden können. Forschende müssen darin geschult werden, komplexe Ideen zu vereinfachen, ohne sie zu verfälschen.
Zusammenarbeit mit den Medien und Initiativen zur verständlichen Vermittlung von Forschungsergebnissen, wie etwa öffentliche Foren, können die Wissenschaft zugänglicher machen und eine gewisse Nähe schaffen. Als letzten Punkt umfasst gute Praxis auch die Offenlegung von Daten und Methoden. Open Science fördert die unabhängige Überprüfung von Ergebnissen, regt Kooperationen an und beschleunigt Innovation.
Die Akademien der Wissenschaften Schweiz sind sich dieser Herausforderungen bewusst und fördern die akademische Integrität, Citizen Science und Open Data. Damit stärken sie das Vertrauen in die Wissenschaft. Um komplexe Herausforderungen wie den Klimawandel oder Pandemien bewältigen zu können, ist Vertrauen unverzichtbar.