Die Forschungsgemeinschaft in Neuseeland ist empört über die Argumente der ehemaligen Ministerin für Wissenschaft, Innovation und Technologie, Judith Collins. | Foto: Ross Setford / Keystone

Der mit staatlichen Geldern finanzierte Marsden Fund in Neuseeland wird 2025 keine Projekte mehr in den Geistes- und Sozialwissenschaften fördern. Diesen Entscheid hatte die damalige Ministerin für Wissenschaft, Innovation und Technologie, Judith Collins, Ende 2024 bekannt gegeben. Dies unter anderem mit der Begründung, das Volk erwarte, «dass von der Öffentlichkeit finanzierte Forschung klar erkennbaren Nutzen bringt».

«Das Volk erwartet, dass von der Öffentlichkeit finanzierte Forschung klar erkennbaren Nutzen bringt.»Judith Collins

Der Marsden Fund verteilt zwar nur 75 Millionen Neuseeländische Dollar pro Jahr, aber er fördert fast die gesamte sozialwissenschaftliche Forschung des Landes, wie Science schreibt. Er sei zudem explizit gegründet worden, um Grundlagenforschung zu unterstützen. Die Forschungsgemeinschaft des Inselstaates reagierte denn auch teilweise schockiert.

Der Co-Präsident der Neuseeländischen Vereinigung der Wissenschaft Troy Baisden zum Beispiel erklärte auf der Plattform Research Professional News, die Disziplinen, «die jetzt gestrichen wurden, untersuchen und helfen mehr als alle anderen zu verstehen, wer wir als Nation sind». Die Co- Direktorin des Mac Diarmid Institute für Nanotechnologie betont, die Forschenden der Physikwissenschaften wehrten sich dagegen, dass der ökonomische Wert ihrer Arbeit «als Waffe gegen die Kolleginnen und Kollegen in den Geistes- und Sozialwissenschaften eingesetzt werden».

«Der Einschnitt wird Frauen und Maori überdurchschnittlich treffen.»Jane Harding

Der Australische Rat für Künste, Geistes- und Sozialwissenschaften warf Collins vor, sie verstehe nicht, wie diese Disziplinen zur Wirtschaft beitrügen. Und Jane Harding, die Präsidentin der Royal Society Te Apärangi, die den Marsden Fund verwaltet, wandte sich gar in einem offenen Brief an Ministerin Collins. Darin findet sie unter anderem, das Land brauche die Grundlagenforschung in den jetzt beschnittenen Disziplinen für Fortschritt und Wohlergehen. Ausserdem prognostizierte sie, der Einschnitt werde etwa Frauen und Maori überdurchschnittlich treffen. Sie fordert Collins auf, den Entscheid zu überdenken.