Köpfe
Laut in modernen Debatten
Die Bedeutung von Dreadlocks, ausserirdisches Leben und alles was Recht ist: Drei Köpfe äussern sich zu aktuellen Diskussionen.
Den Genfer Nobelpreisträger Didier Queloz zieht es nach Zürich: Am neuen Centre for Origin and Prevalence of Life an der ETH Zürich will der Astrophysiker herausfinden, ob das Leben auf der Erde einzigartig ist. Unter seiner Leitung werden über 40 Forschungsgruppen grossen Fragen auf den Grund gehen: Welche chemischen und physikalischen Prozesse haben die Entstehung von lebendigen Organismen ermöglicht? Auf welchen Planeten könnte es Leben geben? Wie entsteht auf Planeten eine Umgebung, in der sich Leben dauerhaft etablieren kann? Welche sonstigen Formen von Leben könnte es noch geben? Queloz wird zudem ab 2023 die Stiftung Marcel Benoist präsidieren, die jedes Jahr quasi den Nobelpreis der Schweizer Wissenschaft verleiht. Er löst damit Bundesrat Guy Parmelin ab.
Henri-Michel Yéré, Basler Historiker und Soziologe, findet in der NZZ: «Wenn nur noch gewisse Leute gewisse Kunstformen praktizieren dürfen, dann ist das das Gegenteil von Kunst.» Die Diskussionen um Dreadlocks etwa seien ein Symptom und verwiesen auf Probleme, die tiefer lägen – etwa, dass in unserer Gesellschaft Angehörige von Minderheiten zu wenig in Machtpositionen repräsentiert sind. Yeré, der in Abidjan in der Elfenbeinküste geboren wurde, erklärt zudem: «Wenn man in den Strassen von Abidjan Dreadlocks trägt, ist man entweder ein Künstler oder jemand, der etwas mit Drogen zu tun hat. Die Frisur bedeutet überall etwas anderes, und die Bedeutungen wandeln sich.»
Andrea Büchler, Zürcher Rechtsprofessorin, hat in der Annabelle begrüsst, dass beim neuen Scheidungsrecht «gleichstellungspolitisch das richtige Signal» ausgesendet wurde. Aber «Gleichstellung könne nicht erst mit der Scheidung beginnen». Die Präsidentin der Nationalen Ethikkommission äusserte sich zudem in der NZZ zur genetischen Veränderung von Embryonen mittels der «Genschere » Crispr. Sie geht davon aus, dass sie deren breite Anwendung noch erleben wird – etwa zur Therapie von Embryonen mit problematischen genetischen Anlagen. Allerdings müssten noch ethische Fragen geklärt und die Bedeutung einzelner Gene für Krankheiten noch besser erforscht werden.