Kolumne
Fundierte Entscheide brauchen Expertise
Als Mitglied des Bundesparlaments hat Peter Bieri, Vizepräsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz, viel Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik erlebt.
Zwanzig Jahre war ich Mitglied der ständerätlichen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur. Bei meinem Rücktritt aus dem Parlament wurde ich angefragt, das Präsidium der Stiftung für Technologiefolgen- Abschätzung, TA-Swiss, zu übernehmen. Diese anspruchsvolle, spannende Aufgabe führe ich nun seit acht Jahren aus. Da die Stiftung zum Verbund der Akademien der Wissenschaften gehört, wurde mir vor vier Jahren das Vizepräsidium dieser Organisation übertragen – ein Amt, das mehr umfasst als eine reine Stellvertreterfunktion.
Warum beschreibe ich meinen Werdegang? In jüngster Zeit ist viel über das Verhältnis zwischen Wissenschaft einerseits und Gesellschaft und Politik andererseits nachgedacht worden. Persönlich erlebte ich die Wissenschaft während meiner Studienzeit an der ETH Zürich und tue dies erneut – wenn auch aus einer anderen Perspektive – in meiner jetzigen Tätigkeit. Als Mitglied des Bundesparlaments gab es zwei Bezugspunkte zur Wissenschaft: Zum einen galt es, die politischen Voraussetzungen für das Gedeihen des nationalen Wissenschaftssystems zu schaffen, indem nebst der Sicherung der Finanzen auch die entsprechenden verfassungsmässigen und gesetzlichen Grundlagen geschaffen wurden.
Ich erinnere mich etwa an den neuen Hochschulartikel in der Bundesverfassung oder an das daraus abgeleitete Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz. Zum anderen schufen wir Gesetze, die den wissenschaftlichen Disziplinen einen inhaltlichen Rahmen geben. Ich denke hier an das Gentechnik-, das Stammzellenforschungs- und das Präimplantationsgesetz oder an das Gesetz über die Forschung am Menschen.
Wie immer die Problemstellung war, die Meinungen der beigezogenen Forschenden waren für die Entscheide im Parlament wichtig. In diesem weiteren Umfeld ist auch die im Forschungsförderungsgesetz festgelegte Aufgabe von TA-Swiss zu verorten. So trägt das Kompetenzzentrum in seinen interdisziplinären Studien Wissen zusammen, um es der Politik und der Öffentlichkeit möglichst frühzeitig vorzulegen und damit eine profunde und ausgewogene Grundlage zu schaffen für die Meinungsbildungsdebatte. Die Früherkennung gesellschaftlich relevanter Themen, die Wahrnehmung ethischer Verantwortung bei der Anwendung neuer Erkenntnisse und Technologien, die Abschätzung von deren Chancen und Risiken sowie der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sind Kernaufgaben, die mich als ehemaligen Politiker motivieren, hier meinen Beitrag zu leisten.