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Kaum eine politische Debatte findet statt, ohne dass beide Seiten je ihre Lieblingsstudie zitieren, um ihre eigene Überzeugung zu belegen. Die gute Nachricht dabei: Die Idee, dass Politik evidenzbasiert sein soll, hat sich offenbar verankert. Die schlechte: So einfach ist es leider nicht. Studie ist nicht gleich Studie.

Für die Medizin weiss auch die Allgemeinheit seit der Pandemie: Eine Studie mit Einzelfällen ist zwar wichtig, kann aber nicht die Wirksamkeit einer neuen Therapie belegen. Dafür braucht es mehrere Studien mit vielen Probandinnen und solide Methoden. Ein Bewertungssystem wie in der Medizin aufzubauen, das die relevanten Studien findet, deren Qualität bewertet und die Erkenntnisse auf verständliche Art verbreitet, ist eine Mammutaufgabe. An das Bildungssystem adressiert, formulierte der britische Epidemiologe Ben Goldacre 2013 folgende Forderung: «Ein kohärentes System für evidenzbasierte Praxis hört auf die Leute an der Front, um herauszufinden, wo die Unsicherheiten liegen und welche Ideen es wert sind, getestet zu werden.» An Debatten mit Papier in der Luft zu wedeln, wird dem nicht gerecht.