Dieses elektrisierende Kunstwerk scheint einem Studio der 70er-Jahre zu entstammen, kommt aber aus dem Hobbylabor eines Forschers.| Foto: David Kubon

Man möchte eine Cocktailgabel nehmen, sie in den zarten Orangenschnitz stecken und daran knabbern. Oder die halbtransparente Schönheit unversehrt lassen und sie für die Glühweintage aufbewahren. Was hier so appetitlich frisch leuchtet und nach Kombination mit Alkohol ruft, ist in Wahrheit Vitamin C in Kristallform.

Molekularbiologe David Kubon von der Universität Zürich hat das Kunstwerk aus Überresten seiner Forschung geschaffen. Er untersucht einzellige Wimpertierchen – sogenannte Paramecien – unter dem Fluoreszenzmikroskop. Dabei entstehen zellschädigende Stoffe (Radikale). «Das kann man abfedern, wenn man Radikalfänger mit in die Flüssigkeit gibt, in der die Paramecien schwimmen. Eine billige Variante dafür ist Vitamin C.»

«Ich habe einfach mal die Imaging Facilities diverser Hochschulen angeschrieben, ob sie nicht etwas rumstehen haben.»David Kubon

Der Doktorand forscht nicht nur an der Universität, sondern auch zu Hause und ist dort auf günstige Materialien angewiesen. «Die Aufnahme stammt aus meinem Hobbylabor», erklärt er. In seinem ehemaligen Kinderzimmer stünden zehn Mikroskope und eine Zentrifuge. Die Vitamin-C-Kristalle wurden von einem 30 Jahre alten Gerät abgelichtet: «Ich habe einfach mal die Imaging Facilities diverser Hochschulen angeschrieben, ob sie nicht etwas rumstehen haben.»

Die Universität Magdeburg überliess Kubon schliesslich ein Olympus. Das sei einst das erste voll automatisierte Mikroskop mit einer automatischen Belichtungssteuerung gewesen, erzählt er. «Das Beste, was man damals kriegen konnte.»

«Die Kristalle sehen immer anders aus. Man kann es sich nicht aussuchen, auch nicht die Farbe.» .»David Kubon

Wenn die Flüssigkeit mit den Paramecien und dem Vitamin C austrocknet, bleiben Kristalle zurück. Kubon schaut sie jeweils genau an, weil sie unter polarisiertem Licht «cool» aussehen. «Und dabei immer anders. Man kann es sich nicht aussuchen, auch nicht die Farbe.» Meistens würden die Bilder zudem auch nicht symmetrisch, sondern sehr zufällig. «Hier haben sich aber ganz bestimmte Strukturen ausgebreitet.» Deswegen habe er die Aufnahme auch beim Bilderwettbewerb des SNF eingereicht. Und so wurden die als Orangenscheiben verkleideten Vitamin-C-Kristalle eine schmackhafte Zutat im Horizonte-Menü.