BIODIVERSITÄT
Insekten fliegen in die Radarfalle
Eine europaweite Studie macht die Migrationsmuster von riesigen Schwärmen sichtbar.
Schmetterlinge, Schwebfliegen, Libellen: Manche Insekten ziehen wie Zugvögel über weite Strecken. Weltweit sind Billionen Tiere unterwegs. Allerdings ist noch weitgehend unbekannt, zu welchen Jahres- und Tageszeiten sie migrieren – und ob sich die Flugzeiten regional unterscheiden. Um dies zu untersuchen, setzt die Schweizerische Vogelwarte am Boden installierte Radargeräte ein. Diese erkennen die Grösse und Anzahl der Insekten über Echosignaturen und werten die Daten automatisch aus.
Ein Forschungsteam unter Vogelwarte-Leitung hat die Insektenmigration von März bis November europaweit untersucht. An 17 Standorten, von den Pyrenäen bis nach Helsinki, massen Radargeräte die tägliche Flugaktivität der Tiere in 50 bis 500 Metern Höhe. In kühlen Monaten fanden die Wanderungen vorwiegend tagsüber statt. In wärmeren Monaten hingegen zeigten sich vier Flugphasen – in der Morgendämmerung, tagsüber mit einem Höhepunkt um die Mittagszeit, in der Abenddämmerung und in der Nacht. «Diese Muster waren von Mai bis September an allen Stationen gleich», sagt Birgen Haest von der Vogelwarte und Erstautor der Studie.
Zwar lassen Radarmessungen keine Bestimmung einzelner Arten zu. Doch die Daten zeigten, dass nachts fliegende Insekten grösser waren. «Der tägliche Lichtzyklus schafft also mehrere Migrationsnischen, die verschiedene Arten in ganz Europa auf ähnliche Art zu nutzen scheinen», so Haest. Die Erkenntnisse können helfen, um bedrohte Insekten besser zu schützen – oder um Schadinsekten effizienter zu bekämpfen.