Fokus: Ringen ums Wasser
Editorial: Wir haben uns geirrt – und uns angepasst
Immer wieder auf Alternativen prüfen! Im Journalismus wie in der Wissenschaft sollte die Meinung stets mit neuen Erkenntnissen in Einklang gebracht werden, findet Co-Redaktionsleiter Florian Fisch.
Wasser ist bereits der Grund – oder wird es sicher einmal sein – für Kriege auf dieser Welt. Davon waren alle fünf Mitglieder der Horizonte-Redaktion überzeugt. Unser Plan: Im vorliegenden Fokus der Frage nachgehen, wie Konflikte um Wasser vermieden oder sogar gelöst werden könnten. Als wir mit den Vorrecherchen begannen, wurde jedoch sehr schnell klar, dass unsere Prämisse ein Mythos ist – offenbar ein ziemlich gefestigter. «Der nächste Krieg im Nahen Osten wird um Wasser geführt», sagte 1985 laut BBC schon der damalige ägyptische Aussenminister und spätere Uno-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali.
Wir haben das Schwerpunktthema in der Folge angepasst. Natürlich spielt Wasser eine Rolle bei Konflikten, und selbstverständlich ist Wasserknappheit durch Bevölkerungswachstum und Klimawandel verstärkt ein Problem. Das haben andere Uno-Generalsekretäre auch gesagt. Wie die niederschwelligen Wasserkonflikte gelöst werden und wie Wasserknappheit behoben werden kann, im Aargau, in der Schweiz und auf der ganzen Welt, das ist nun unser Fokus.
Es war keine Heldinnentat, unser Verständnis der Welt an das Resultat unserer Recherchen anzupassen. Wir haben weder unsere Karriere diesem Thema gewidmet noch waren fundamentale Wertehaltungen von uns davon betroffen, die wir hätten ändern müssen. Trotzdem: Sowohl im Journalismus als auch in der Wissenschaft und im Leben allgemein ist es wichtig, die Meinung von Zeit zu Zeit mit neuen Erkenntnissen in Einklang zu bringen. Tania Lambrozo, Psychologin von der Princeton University, hat es 2017 im Blog Edge eleganter formuliert: «Die systematische Evaluierung von alternativen Möglichkeiten ist ein Kennzeichen von wissenschaftlichem Denken, aber sie beschränkt sich nicht auf Wissenschaft. »