Laura Bernardi, Vizepräsidentin des Nationalen Forschungsrats des SNF. | Foto: Université de Lausanne

Die Budgets von forschungsgetriebener Förderung zu kürzen, liegt in vielen europäischen Ländern im Trend – und die Schweiz ist keine Ausnahme. Kurzfristig sind Kosteneinsparungen sicher ein legitimes Ziel, doch ich befürchte, dass sich dies langfristig rächen und zu höheren Kosten führen wird.

Die direkte Folge von Sparmassnahmen ist ein allgemeiner Rückgang der Forschungsqualität. Der Erfolg der Schweiz als Wissenschaftsstandort ist auf die sorgfältig begutachtete, risikoreiche und weitsichtige Forschung in allen Disziplinen zurückzuführen. Wenn die Forschenden nun gezwungen sind, den Umfang ihrer Projekte zu reduzieren, werden sie weniger Risiken eingehen und bahnbrechende Ideen aufgeben. Gleichzeitig wird der Kampf um Förderbeiträge härter. Für talentierte Nachwuchsforschende wird es schwieriger, Beiträge zu erhalten. Sie könnten das akademische Umfeld verlassen oder in Länder abwandern, die mehr in Forschung investieren – etwa in südostasiatische Länder oder die USA.

«Schweizer Forschende haben dann weniger Möglichkeiten, in der globalen Wissenschaftsgemeinde bei zentralen Themen mitzubestimmen.»

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass weniger Investitionen in Wissenschaft auch das Innovations- und Entwicklungspotenzial einer Gesellschaft reduzieren, was wiederum zu weniger Wirtschaftswachstum und mehr sozialer Ungleichheit führt. Gut finanzierte Forschung ist ein Nährboden für Start-ups, zieht qualifiziertes Humankapital an und gibt der gesellschaftlichen Entwicklung Impulse.

Forschungsmittel zu kürzen, kann auch die internationale Zusammenarbeit schwächen. Schweizer Forschende haben weniger Möglichkeiten, sich in der globalen Wissenschaftsgemeinde bei zentralen Themen wie Klimawandel, globale Gesundheit oder soziale Ungleichheit zu engagieren und bei Massnahmen mitzubestimmen.

«Der Ruf der Schweiz als führendes Land in Wissenschaft, Technologie und bürgernaher Demokratie steht und fällt mit nachhaltigen Investitionen.»

Als letzter und wichtigster Aspekt dürfen die gesellschaftlichen Auswirkungen eines Abbaus der Forschungsmittel auf die Lebensqualität für alle nicht unterschätzt werden. Wissenschaftliche Lösungen für wichtige gesellschaftliche Herausforderungen wie Alterung, Migration und neue Krankheiten erfordern solide empirische Kenntnisse und eine langfristige Vision.

Es besteht die Gefahr, für kurzfristige finanzielle Vorteile langfristig den Preis von weniger Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichem Wohlergehen zu zahlen. Der könnte zu hoch sein: Der Ruf der Schweiz als führendes Land in Wissenschaft, Technologie und bürgernaher Demokratie steht und fällt mit nachhaltigen Investitionen in wettbewerbsfähige Wissenschaft.